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Eine Kandidatur, die eigentlich keine ist? FDP-Ständeratskandidat will keinen Kampf gegen die Bisherigen führen

Eine Kandidatur, die eigentlich keine ist? FDP-Ständeratskandidat will keinen Kampf gegen die Bisherigen führen

Die St.Galler Freisinnigen setzen beim Kampf um einen Ständeratssitz auf den 33-jährigen Oskar Seger. Wobei «Kampf» wohl das falsche Wort ist. Man wolle niemandem den Sitz streitig machen. Im Interview erläutert Seger, weshalb er dennoch kandidiert.

Oskar Seger, die FDP-Parteileitung schlägt Sie als ihren Ständeratskandidaten vor. Warum kandidieren Sie?

Ich wurde seitens des Parteileitungsausschusses angefragt, ob ich mir eine Ständeratskandidatur vorstellen könnte. Dies, um freisinnige Werte und Inhalte in den Ständeratswahlkampf einzubringen. Ich habe zugesagt, weil ich mir dies zutraue und es für die FDP wichtig ist.

Wem wollen Sie den Sitz streitig machen? Der neu gewählten Esther Friedli oder Benedikt Würth?

Die FDP will grundsätzlich niemandem den Sitz streitig machen. Wahlen sind aber dazu da, dem Stimmvolk eine Auswahl zu bieten. Meine Kandidatur soll die freisinnigen Werte, Ideen und Themen in den Ständeratswahlkampf einbringen.

Eigentlich wollten Sie ja für den Nationalrat kandidieren …

Meine Nationalratskandidatur bleibt bestehen. Auf diese habe ich mich in den letzten Wochen gezielt vorbereitet. Jetzt kandidiere ich aber auch noch für den Ständerat. Ich sehe diese Kandidatur als Chance für die Partei und mich an. Sie schafft zusätzliche Aufmerksamkeit, Gehör und Präsenz.

Die St.Galler FDP hatte zum letzten Mal 2019 einen Sitz im Ständerat. Wie realistisch sehen Sie die Chancen, dass Ihre Partei diesmal einen Sitz zurückerobert?

Meine Kandidatur soll dafür sorgen, dass die freisinnigen Kernanliegen im Ständeratswahlkampf präsent sind und thematisiert werden. Das Wahlvolk soll alsdann entscheiden, wie gut ich abschneide.

Susanne Vincenz-Stauffacher hat es im März bei den Wahlen nicht in den Ständerat geschafft. Was sind Ihre Wettbewerbsvorteile gegenüber Ihrer weiblichen Parteikollegin?

Ich hatte Susanne Vincenz-Stauffacher damals stark unterstützt. Sie erreichte im ersten Wahlgang auch den angestrebten guten zweiten Platz. Die weitere Geschichte ist bekannt. Meine jetzige Kandidatur sorgt dafür, dass die freisinnigen Anliegen zumindest Gehör finden. Die FDP darf als Gründerin der modernen Schweiz an solchen Diskussionsrunden nicht fehlen. Wir hatten immer gute Ideen für die Zukunft. Diese Ideen will ich Ständeratswahlkampf einbringen.

Was ist Ihre persönliche Motivation für dieses Amt?

Als engagierter Politiker kenne ich den Kanton St.Gallen gut. Mir wäre es wichtig, die Interessen des Kantons im Stände- oder Nationalrat gezielt und erfolgreich zu vertreten. Liegt mir doch viel daran, dass wir im Standortwettbewerb und bei der Anbindung an die wirtschaftlichen Zentren zulegen. Die Schweiz und der Kanton St.Gallen haben das Potenzial dazu.

Sie sind aktuell Parteipräsident der FDP Stadt St.Gallen, Geschäftsführer von „Seger Ingenieure“, engagieren sich im Hauseigentümerverband, bei der Feuerwehr etc. und neu auch noch im Vorstand der Fasnachtsgesellschaft St.Gallen. Ist das alles nicht etwas viel?

Durch freiwilliges Engagement stärken wir unsere Gesellschaft. Ich habe schon als Teenager viel geleistet und freue mich immer wieder, Menschen zu begegnen und mit ihnen etwas zu erreichen. Engagement habe ich im Blut. Deswegen bin ich auch allseits sehr aktiv.

Mit gerade 33 Jahren sind Sie noch sehr jung. Nachteil oder Vorteil für ein solches Amt?

Schauen Sie, der Ständerat sollte alle Alters- und Zielgruppen vertreten. Insofern sind auch jüngere Politikerinnen und Politiker wichtig. Wenn ich die freisinnigen Ständeräte anschaue, so fand in den letzten Jahren auch bei der FDP eine Verjüngung statt. Und das ist gut so!

Beitrag aus "Die Ostschweiz"

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