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«Dieser Schritt ist überfällig»: Gewichtige Politiker aus St.Gallen und Gossau fordern eine Zusammenarbeit der beiden Städte bei den Sportanlagen

«Dieser Schritt ist überfällig»: Gewichtige Politiker aus St.Gallen und Gossau fordern eine Zusammenarbeit der beiden Städte bei den Sportanlagen

Verschiedene Politiker aus St.Gallen und Gossau haben die IG Resak gegründet. Ihr Ziel: Die beiden Städte sollen zusammenarbeiten bei der Erneuerung der jeweiligen Sportinfrastruktur. Was schwebt den Politikern vor? Und was bedeutet das für die bisherigen Pläne?

St.Gallen und Gossau befassen sich derzeit mit der Frage, wie ihre jeweilige Sportinfrastruktur künftig aussehen soll. Klar ist: In beiden Städten muss etwas getan werden. In St.Gallen hat Stadtrat Mathias Gabathuler (FDP) kürzlich das Gemeindesportanlagenkonzept (Gesak) präsentiert. Auf 96 Seiten finden sich eine Bestandesaufnahme und mögliche Massnahmen. Handlungsbedarf gibt es demnach vor allem bei Fussballplätzen und Sporthallen. Ein konkreter Umsetzungsplan soll bis Mitte 2022 erarbeitet werden. Das Parlament diskutiert am 25. Mai über das Konzept.

In Gossau ist man schon einige Schritte weiter. Noch dieses Jahr soll der Baukredit über rund 55 Millionen Franken für das erste von drei Modulen des Projekts «Sportwelt Gossau», das aus dem Gesak entstanden ist, ins Parlament kommen. 2022 entscheiden dann die Stimmberechtigten darüber. Mit dem Geld werden beim Gossauer Bahnhof ein neues Hallenbad, vier Fussballplätze mit einer Tribüne sowie Leichtathletikanlagen und ein zentraler Platz mit Freizeitanlagen gebaut. Die anderen Module sollen bis ungefähr 2030 folgen.
Politiker von GLP bis SVP sind dabei

Obwohl sie Nachbarn sind, gehen St.Gallen und Gossau bei der Erneuerung der Sportinfrastruktur getrennte Wege. Nun meldet sich eine illustre Gruppe von Politikern aus beiden Städten zu Wort und fordert in einer Medienmitteilung eine Zusammenarbeit. Dazu wurde die IG Resak (IGR) gegründet. Der Name ist Programm: Resak steht für «Regionales Sportanlagenkonzept». Die IGR fordert ein «gemeindeübergreifendes Sportanlagenkonzept zur Erreichung sportlicher, gesellschaftlicher, ökologischer und finanzieller Synergien». Zur Region zählen demnach Andwil, Eggersriet, Gaiserwald, Gossau, Häggenschwil, Muolen, St.Gallen, Waldkirch und Wittenbach.

Gegründet wurde die IGR vom St.Galler FDP-Präsidenten Oskar Seger, dem Gossauer FDP-Präsidenten Andrin Fröhlich, dem St.Galler SVP-Präsidenten Donat Kuratli, dem Gossauer SVP-Fraktionspräsidenten Markus Rosenberger, dem Gossauer SVP-Kantonsrat Benno Koller, dem St.Galler CVP-Stadtparlamentarier Ivo Liechti, dem St.Galler GLP-Präsidenten Marcel Baur sowie von Urs Brülisauer, der die Gemeinde Gaiserwald vertritt. Baur hatte schon im Februar auf seinem Blog kritisiert, dass die beiden Städte nicht enger zusammenarbeiten bei der Erneuerung der Sportinfrastruktur.
Gossau allein muss 120 Millionen stemmen

In die gleiche Kerbe schlägt nun auch die IGR. Man wolle keinesfalls sportliche Aktivitäten und entsprechende Infrastruktur verhindern oder anderweitig beeinträchtigen, stellt sie in der Mitteilung klar. Ziel sei, «ein nachhaltiges sowie politisch und finanziell tragbares Fundament für den Sport in der Region zu erreichen». Man sei überzeugt, schreiben die Politiker, dass die regionale Zusammenarbeit sowie die gemeinsame und gemeindeübergreifende Finanzierung von Sportinfrastruktur die «einzige wirtschaftliche, politische und ökologische Lösung» sei.

Die IGR sei aus einer Notwendigkeit entstanden. St.Gallen und Gossau befänden sich bereits in der Planung und Umsetzung von Sportanlagenkonzepten. «Bisher findet aber keine Zusammenarbeit auf politischer Ebene statt», kritisiert die IGR. So werde beispielsweise das Konzept in Gossau – also alle drei Module – Kosten von über 120 Millionen Franken verursachen, die die Stadt alleine tragen müsse. Dazu kämen jährliche Betriebskosten.

Nebst der gemeinsamen Finanzierung der Sportinfrastruktur müssten laut der IGR auch weitere Aspekte regional betrachtet werden. Dazu zählten die verkehrstechnische Anbindung oder die Erschliessung geeigneter Grundstücke.
Weiterentwickeln statt verhindern

Eine gemeindeübergreifende Interessengemeinschaft sei bereits seit über einem Jahr diskutiert worden, sagt Gründungsmitglied Oskar Seger auf Anfrage. In der Mitteilung der IGR heisst es, dass jetzt der optimale Zeitpunkt für eine gemeinsame Planung sei. Hätte man sich nicht schon früher zusammentun können? Schliesslich beschäftigt die Sportinfrastruktur Gossau und St.Gallen schon viele Jahre. Seger sagt:

«Ja, dieser Schritt ist eigentlich überfällig. Man hätte viel eher etwas machen müssen. Wir sind aber davon überzeugt, dass es noch nicht zu spät ist.»

Der richtige Zeitpunkt sei jetzt aber erst recht gekommen, weil das Gesak der Stadt St.Gallen nun vorliege und dementsprechend diskutiert werden könne.

Will die IGR die bestehenden Gesak-Pläne unterwandern? Oskar Seger verneint. Die erarbeiteten Grundlagen seien wichtig. Man wolle auf den verschiedenen Konzepten aufbauen und «weiterentwickeln statt verhindern». Und keineswegs gegen Projekte schiessen. «Wir sehen uns als ergänzendes Gremium, das sich der verstärkten Zusammenarbeit und dem Synergiepotenzial über die Gemeindegrenzen hinaus widmet.»

St.Gallen und Gossau seien nun gefordert, so schnell wie möglich die Köpfe zusammen zu stecken und zu schauen, ob es bezüglich der geplanten Infrastrukturen Synergiepotenziale gebe, sagt Seger.

«Die IGR wird in beiden Stadtparlamenten dieser Forderung Nachdruck verleihen.»

Auch müssten die Exekutiven über künftige gemeindeübergreifende Infrastrukturen sprechen. Die Flächen in Winkeln und im Gründenmoos seien strategisch für gemeinsame Infrastrukturen sehr interessant, sagt Seger. Die IGR hoffe nun, dass sich weitere Politikerinnen und Politiker aus den verschiedenen Gemeinden ihrer Idee anschliessen und diese verbreiten.

Die IGR sieht klare Vorteile in einer Zusammenarbeit. So könnten die Investitions- und Betriebskosten auf verschiedene Gemeinden verteilt werden. Daraus ergebe sich auch eine tiefere Steuerlast. Zudem erreiche man einen höheren Auslastungsgrad der Anlagen. Auch ökologische Vorteile gäbe es, sind sich die Politiker sicher. Man sei überzeugt, heisst es in der Mitteilung, dass eine ganzheitliche, integrative und regionale Sportinfrastruktur über Generationen hinaus Mehrwert bringen werde.

Beitrag aus dem "Tagblatt"

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