Die St.Galler Fasnachtsgesellschaft sucht nach Nachwuchstalenten. Nach 35 Jahren fand am Samstag im Katharinensaal wieder eine Aktion statt, um neue Schnitzelbänkler anzuwerben, die von Restaurant zu Restaurant ziehen und die Gäste zum Lachen bringen. «An der letzten Fasnacht hat es drei Rücktritte gegeben und mit weiteren ist zu rechnen», sagt Oskar Seger, der am Samstag in zweifacher Rolle am Anlass war: Als Präsident der Fasnachtsgesellschaft und als Interessent für seine Zeit nach dem Amt.
Mit Urs Welter alias «Narr vo Sanggalle», Adrian Fürer von den «Zwei Räppler» sowie Fredy Brunner alias «Gallus» waren drei erfahrene Schnitzelbänkler anwesend, die den Interessierten– Fabian Steiger, Andreas Schwendener und Jürg Weibel – von ihren Erfahrungen berichteten. Mit dabei war auch Melissa Degonda, die den Anlass für die Fasnachtsgesellschaft organisierte.
Fredy Brunner war vor 35 Jahren durch die letzte Nachwuchsaktion dazugestossen, dann als Schnitzelbank-Trio mit den «Nachtwächtern» unterwegs, hörte aber nach drei Jahren wieder auf. «Als ich dann zum Ehren-Födlebürger gewählt wurde, stieg ich wieder ein.» Der alt Stadtrat riet den Interessenten, eine passende Figur zu wählen. «Anfangs trat ich als Engel auf, was komisch aussah, dann als Hauswart und habe meine Rolle nun in Gallus gefunden – sehr zum Ärger der Katholiken», so der reformierte Brunner. «Aber Vadian ist für mich zu politisch.»
Rolle als Punk war zu gut – der Schnitzelbänkler flog aus der Beiz
Urs Welter war auch schon als andere Figur als «Narr von Sanggalle» unterwegs. «In einer Rolle als Punk wurde ich sogar mal aus einem Restaurant geworfen.» Welter bezeichnet seinen Schnitzelbänkler-Stil als «furchtbar trocken und minimalistisch». «Ausserdem verwende ich immer Vierzeiler und die Pointe folgt am Schluss.»
Alle drei betonen die Wichtigkeit des Rhythmus. So schliesst «Gallus» seine Schnitzelbänke jeweils mit einem «Halleluja» und der dritte Schnitzelbänkler, Adrian Fürer – der mit seinem Bruder «Zwei Räppler» bildet – lässt das Publikum einen Takt mitklatschen.
«An der St.Galler Fasnacht ist so wunderbar, dass es keine Vorgaben gibt und das einzige ungeschriebene Gesetzt lautet: Schnitzelbänke dürfen nicht länger als zehn Minuten sein», so Fürer. Und das Schönste sei, dass man das Publikum zum Lachen bringen könne und in fröhliche Gesichter blicke. «Mein Bruder und ich haben ab Sommer einen Zettel im Portemonnaie, worauf wir Themen sammeln.»
Geeignet seien Themen, die man auch in drei Monaten noch kenne, wie etwa die Teuerung oder die Auszählungspanne im Stadtparlament. «Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Leute politische Ereignisse nicht mehr kennen», sagt Welter, weshalb er eher auf gesellschaftspolitische Themen wie Handysucht setze. Zudem raten die Profis den Interessierten, für eine gute Pointe scheinbar unpassende Themen zu kombinieren, nie gehässig zu werden und keine Klischees zu bedienen.
Die Ausrüstung darf nicht zu schwer sein
Auch Plakate und Bilder, sogenannte Helge, können hilfreich sein, um beim Publikum anzukommen. Das Equipment sollte aber nicht zu schwer sein, beim Gang von Restaurant zu Restaurant legen die Schnitzelbänkler bis zu acht Kilometer zurück.
Die Sorge der Interessierten, vor dem Publikum zu stehen und keine Lacher zu erhalten, konterten die erfahrenen Schnitzelbänkler: «Wer neu ist, hat Welpenschutz. An uns hat das Publikum Erwartungen, an eine neue Person nicht.» In diesem Sinne forderten die Erfahrenen die Interessierten dazu auf, sich mit anderen Schnitzelbänklern zu vernetzen, ihnen auf Social Media zu folgen und es mit einer eigenen Formation oder einem eigenen Programm zu versuchen, neuen Wind in die Fasnachtstradition zu bringen, um die Kunstform noch lange zu erhalten.
Denn durch Künstliche Intelligenz kann das nicht passieren, wie Brunner selbst in Erfahrung gebracht hat: «Ich wollte mit ChatGPT Schnitzelbänke erstellen, aber dabei ist nur unbrauchbarer Blödsinn herausgekommen.»
Aktuell
Bekannte St.Galler Schnitzelbänkler casten neue Talente – es braucht Nachwuchs

Am Samstag hat im Katharinensaal ein besonderer Anlass stattgefunden: Die St.Galler Fasnachtsgesellschaft sucht Nachwuchs für Schnitzelbänkler. Drei Interessierte trafen dabei auf drei gestandene Schnitzelbänkler.