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Die einen wünschen eine «Vierviertel-Demokratie», die anderen eine Begrenzung der Zuwanderung – auch im Toggenburg polarisiert die Ausländerpolitik

Die einen wünschen eine «Vierviertel-Demokratie», die anderen eine Begrenzung der Zuwanderung – auch im Toggenburg polarisiert die Ausländerpolitik

An der Berufsschule in Wattwil kamen am Mittwoch Jugendliche in den direkten Kontakt mit Politikern. Die politische Zukunft der Schweiz wurde engagiert diskutiert. Allerdings hielten sich die jungen Erwachsenen mit Wortmeldungen zurück.

Das Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg (BWZT) hat im Vorfeld zu den eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober vier Politiker zu einer Polit-Arena eingeladen. Deren Ausführungen zur künftigen Schweiz bildeten am Mittwoch die Grundlage für eine engagierte Auseinandersetzung zwischen den Politprofis.

Nationalrat Michael Götte (SVP), Ständeratskandidat Oskar Seger (FDP), Ständeratskandidat Arber Bullakaj und Ständeratskandidatin Meret Grob (Grüne) bekamen von Christoph Thurnherr, Lehrer an der Berufsschule und ehemaliger Kantonsrat, ausführlich Gelegenheit, die Ziele und Vorhaben ihrer Partei griffig und verständlich vorzustellen.

Politische Zusammenarbeit gefordert

Die angehenden Berufsleute und Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule kamen in den Genuss einer informativen und spannenden politischen Lehrstunde. Von der Möglichkeit, den Referierenden selbst auf den Zahn zu fühlen, machten sie allerdings nur wenig Gebrauch.

Estelle Grossen etwa, Zimmerin im ersten Lehrjahr, sah ihre Erwartungen an die Veranstaltung erfüllt. «Die Politiker haben ihren Standpunkt gut zur Geltung gebracht und mit Beispielen verdeutlicht.» In der offenen Fragerunde machte sie jedoch deutlich, dass sie von den Politikern erwartet, zur Lösung gesellschaftlicher Probleme zusammenarbeiten. Als konkretes Beispiel nannte sie Rassismus.

Ein Graben zwischen Links und Rechts

Zwei kommende Initiativen waren dann im Verlaufe des Morgens Hauptthemen. Mit ihrer Nachhaltigkeitsinitiative will die SVP ein Anwachsen der Schweizer Bevölkerung über die 9,5-Millionengrenze verhindern. Sollte dies eintreten, müsste der Bund aktiv werden. Ein jährlicher Zuwachs der Bevölkerung von mehr als der Einwohnerzahl von St.Gallen (80’000) sei nicht tragbar, argumentierte Michael Götte.

Die SVP schmettere alles ab, was mit Nachhaltigkeit zu tun habe, konterte Arber Bullakaj. Meret Grob ergänzte, die SVP mache bei sämtlichen Problemen die Ausländer zum Sündenbock. Auch Oskar Seger lehnt die Initiative ab, weil sie einen Angriff auf die Freizügigkeit darstelle.

Dass demgegenüber die 4/4-Intiative der SP auf schroffe Ablehnung der SVP stösst, war zu erwarten. Arber Bullakaj ist es ein Dorn im Auge, dass ein Viertel der Schweizer Bevölkerung zwar hier arbeitet und Steuern bezahlt, aber kein Mitspracherecht besitzt. Die Initiative verlangt, dass die Schweiz «von einer Dreiviertel- zu einer Viervierteldemokratie» wird. Zu dieser Initiative sagen die Grünen ja, SVP und FDP lehnen sie ab.

«Beteiligt euch aktiv am politischen Leben»

Die Jugendlichen hörten sehr diszipliniert und aufmerksam zu. Als Reaktion kamen kaum Fragen, die gewonnenen Erkenntnisse beeinflussten aber den Applaus. «Tragt Sorge zu unserem System», ermunterte Götte am Schluss die Versammelten. Die berufliche Ausbildung bilde dazu eine perfekte Grundlage. Zu mutigen Entscheiden und zur aktiven Teilnahme am politischen Leben ermunterte Grob. «Versucht immer wieder Neues», forderte Bullakaj. Schimpfen über die Politik ändere nichts, nur mit eigenem Engagement könne etwas bewegt werden, schloss Seger.

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