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Vereinbarkeit Familie und Beruf

Vereinbarkeit Familie und Beruf

Unsere Gesellschaft befindet sich in einem stetigen Wandel. Dabei verändern sich einige Bereiche des täglichen Lebens schneller als andere. Eine grosse Herausforderung, die bislang nur teilweise gelöst wurde, besteht in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Wir kennen die klassische Rollenverteilung. Der Ehemann ist verantwortlich für das Einkommen und die Ehefrau für den Haushalt. Dieses Modell, obwohl es sich lange bewährt hat, eignet sich schon längst nicht mehr für alle Familien. Bei vielen Paaren haben beide ein Einkommen und es sorgen beide für den Haushalt. Dieses Aufgabensplitting ist heute keine Ungewöhnlichkeit mehr. Trotzdem bleibt es bis heute schwierig, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen. Gerade für Frauen kann dies eine schwere Last sein. Es ist oft schwierig, eine Arbeitsstelle zu finden, die genug Platz für die elterlichen Aufgaben lässt. Junge Mütter sehen sich gezwungen, zwischen Arbeit und Kinderpflege zu entscheiden. Dies führt dazu, dass einige Mütter deutlich weniger arbeiten, als sie eigentlich wollten.

Auf der anderen Seite stehen Unternehmen, die unter einem Fachkräftemängel leiden. Es wird immer schwieriger, geeignete Mitarbeiter zu finden, die mit der stetig wachsenden Komplexität der Arbeitswelt zurechtkommen. Es gibt aber gleichzeitig genügend qualifizierte Mütter, die bereit wären zu arbeiten. Wir stehen also vor der paradoxen Situation, dass trotz grosser Nachfrage nach Fachkräften das eigentlich vorhandene Angebot unter anderem aus oben beschriebenen Gründen nicht abgeholt werden kann.
Es handelt sich um eine eigentliche Herkulesaufgabe, die unser Zusammenleben massgeblich verändern wird. Um diese erfolgreich bewältigen zu können, braucht es die geeinte Kraft von Gesellschaft, Wirtschaft und Staat.

Die Gesellschaft wird sich dahingehend verändern, dass verschiedene Familienmodelle akzeptiert werden. So werden zukünftig Eltern, die ihre Aufgaben teilen, sicherlich häufiger werden. Auch die Akzeptanz von Männern, die die Hauptverantwortung für den Haushalt und die Kindererziehung in der Familie übernehmen, wird steigen. Dabei müssen aber diejenigen Familien, die sich freiwillig für die klassische Rollenverteilung entscheiden, ebenfalls respektiert werden. Jede Familie soll gleichberechtigt entscheiden können, wie sie ihr Familienleben plant.

Die Wirtschaft wird sich diesen gesellschaftlichen Entwicklungen anpassen müssen. Das klassische Arbeitspensum der 42-Stunden-Woche mit Arbeitszeiten von acht bis fünf Uhr lässt sich immer weniger mit den Lebenspläne vieler Leute vereinbaren. Die Work-Life-Balance ist für viele Arbeitnehmer von grosser Bedeutung und steht gar immer häufiger sogar vor dem Lohn. Deshalb werden Unternehmen vermehrt Teilzeitstellen und Stellen mit flexibler Arbeitszeit anbieten müssen. Dadurch lassen sich die elterlichen Pflichten und die Arbeit besser kombinieren. Darüber hinaus müssen Unternehmen die Möglichkeiten für flexible Arbeitsformen (z.B. Homeoffice) besser ausbauen. Diese Option ist vor allem für junge Mütter oft sehr wertvoll. Zuletzt sehe ich auch die Notwendigkeit von Betreuungsplätzen in der Verantwortung der Unternehmen. Wenn wir wollen, dass Mütter die Chance haben zu arbeiten, brauchen wir die notwendige Infrastruktur von den Unternehmen, die diese Fachkräfte dringend benötigen. Wenn die Unternehmen hier ihre Verantwortung nicht übernehmen, werden sich diejenigen Stimmen durchsetzen, die staatliche Lösungen auf Kosten des Steuerzahlers verlangen.
Zuletzt muss aber auch der Staat eine wichtige Rolle einnehmen. Er setzt die Rahmenbedingungen, damit dieser Wandel kontrolliert und für alle Parteien zielführend ablaufen kann. Diese sollen den Menschen genügend Freiheit geben, die Familienplanung nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen zu gestalten. Eine Idee ist hier der Elternurlaubs von 16 Wochen: Acht Wochen sind für die Mutter reserviert, der Rest kann frei zwischen den Eltern aufgeteilt werden. Eine weitere Lösung ist die Einführung der Individualbesteuerung, um die hohe Progression bei Doppelverdiener zu vermeiden. Dadurch lohnt sich das Arbeiten für beide Eltern.
Dies sind nur einige Vorschläge, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefördert werden kann. Darüber hinaus gibt es noch viel mehr, dass getan werden muss, damit der gesellschaftliche Wandel und die Gleichberechtigung gelingen können. Ich bin davon überzeugt, dass wir diese Herausforderungen mit dem nötigen Willen und Vernunft meistern können!

Vielen Dank für Ihr Interesse! Für Fragen und Anregungen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Ihr Oskar Seger

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